Hamburg - meine Stadt! Gartenbaufachexkursion
Gartenbaufachexkursion, die weder fachliche noch kulturelle Wünsche offenließ.
Die Baumschulklasse 12B1 und die Klasse 11G4 Garten- und Landschaftsbau begaben sich im Juni 2023 auf eine vier tägige Exkursion ins berühmte Baumschulgebiet Pinneberg in Schleswig-Holstein, in unmittelbarer Nähe zur Stadt Hamburg. Begleitet wurden sie von ihrer Klassenlehrerin Brigitte Schäffer sowie den Lehrkräften Petra Motzek und Gerhard Sandtner.
Am 11. Juni starteten beide Klassen früh um 6 Uhr in Richtung Hamburg. Die erste Station führte uns nach Witzenhausen, wo wir das Gewächshaus für tropische Nutzpflanzen besichtigten, dass der Universität Kassel angeschlossen ist. Dort erhielten wir spannende Informationen über den Anbau und die Ernte exotischer Pflanzen wie Tee, Kaffee, Bananen, Kokosnüsse, Kakao und Baumwolle. Diese werden in Witzenhausen in speziellen Gewächshäusern kultiviert. In der Kantine der Fakultät für ökologische Landwirtschaft genossen wir ein ausgezeichnetes Mittagessen
Am späten Abend erreichten wir unser Hotel in Hamburg-Mitte, von dem aus wir nach Belieben in Gruppen das Abendprogramm in der Hafencity, auf St. Pauli, im Schanzenviertel oder am Elbestrand fortsetzten.
Der zweite Tag war mit einem straffen Exkursionsprogramm gefüllt. Direkt nach dem Frühstück besuchten wir eine der größten Baumschulen Europas: Lorenz von Ehren. Die Baumschule produziert seit ihrer Gründung eine Vielzahl von Bäumen, die überwiegend als H 3xv 10-12 oder 12-14 zugekauft und bis zu 7xv 70-80 kultiviert werden. Mit zwei Standorten – einem in Hamburg auf 400 ha sandig-lehmigem Boden und einem in Bad Zwischenahn auf 200 ha humosem Sandboden – werden jährlich rund 400.000 Gehölze aus etwa 1.000 verschiedenen Gattungen produziert und europaweit verkauft. Während einer Busführung durch die Baumschulquartiere bekamen wir einen umfassenden Überblick über das riesige Sortiment. Besonders beeindruckend waren die Bonsaisolitärs und mehrstämmigen Gehölze. Auch der Klimahain, in dem die Firma Forschungen zu stadtklimafesten Gehölzen betreibt, war ein faszinierendes Highlight. Hier erfuhren wir, dass ein alter Baum die Leistung von 200 jungen Bäumen erzielen kann.
Am Nachmittag besuchten wir Rosen Tantau in Uetersen. Herr Krüger führte uns durch das Unternehmen, das seit den 1950er Jahren auf die Züchtung von Rosen spezialisiert ist. Früher lag der Fokus auf der Produktion von Gartenrosen, heute ist die Firma vor allem im Lizenzgeschäft für geschützte Rosensorten tätig und betreibt weltweit 40 Länderagenturen. Am Firmensitz in Uetersen finden die Züchtungsarbeiten statt, bei denen jährlich ca. 300.000 Samen von Hand gekreuzt werden, um jährlich 10 neue Rosensorten mit verbesserten Eigenschaften zu entwickeln.
Der letzte fachliche Programmpunkt des Tages war der Besuch bei Jungpflanzen Kordes in Bilsen, einem Unternehmen, das 600 verschiedene Gehölze überwiegend vegetativ vermehrt. Fester Bestandteil des Sortiments sind Marken wie „Proven Winners“. Die neu gesteckten Pflanzen werden von Hand gegossen und mit Lava gegen Unkraut geschützt. Um eine gleichmäßige Qualität zu gewährleisten, werden alle Jungpflanzen in der gleichen Höhe geschnitten.
Nach der fachlichen Exkursion ließen wir den Tag in einer Karaokebar auf St. Pauli ausklingen.
Der nächste Tag begann mit einem Besuch der Forstbaumschule Rudolf Krohn in Tangstedt. Der reine Produktionsbetrieb vermehrt Forstpflanzen, Veredlungsunterlagen und Ziersträucher für Kunden in Deutschland, den Niederlanden, Belgien und Österreich. Jährlich werden dort 4-5 Millionen Sämlinge in verschiedenen Arten produziert. Bevor das Saatgut ausgesät wird, wird es oft mit Torf oder Sand gemischt und mehrere Monate im Freien gelagert. Eine thermische Bodenvorbereitung sorgt dafür, dass Unkräuter und Schädlinge abgetötet werden. Zudem schützt eine Vliesabdeckung die Sämlinge vor Vogelfraß und Spätfrost. Wir wurden herzlich zu einem köstlichen hausgemachten Nudeleintopf eingeladen, wofür wir uns an dieser Stelle noch einmal herzlich bedanken möchten.
Am Nachmittag besuchten wir die Baumschule Clasen in Rellingen, eine der größten Containerbaumschulen der Region. Seit 1910 in Familienbesitz, produziert das Unternehmen auf etwa 40 ha Containerfläche hauptsächlich Alleebäume, aber auch Heckenpflanzen und Obstgehölze. Jährlich werden rund 20.000 Bäume in Containerkulturen aufgeschult. Ein innovatives Bewässerungssystem, das per App gesteuert wird, sorgt für eine optimale Versorgung der Pflanzen. Das Substrat besteht aus verschiedenen Materialien, darunter Ziegelbruch, Lecca-Sand, Bimssand und bis zu 20% Torf.
Die letzte Station des Tages war das Arboretum Ellerhoop, ein botanischer Schaugarten auf etwa 25 Hektar, der eine Vielzahl von Pflanzenarten aus aller Welt beherbergt. In 24 Themengärten, darunter ein romantischer Rosengarten, eine Wellenlandschaft aus Formgehölzen und der „Garten des Südens“, konnten wir die Vielfalt der Pflanzenwelt bewundern. Besonders beeindruckend war der Arboretum-See, in dem Bäume wie Taxodium distichum ihre Wurzeln mitten im Wasser hatten. Ein weiteres Highlight war die Nachbildung des größten Baumes der Welt, des General Sherman Tree aus Kalifornien.
Am letzten Tag in Hamburg nahmen wir an einer morgendlichen Hafenrundfahrt teil und besuchten anschließend den Botanischen Garten Planten un Blomen.
Gegen 19 Uhr traten wir schweren Herzens die Heimreise nach Höchstädt an.
Text: Klasse 12B1, Gerhard Sandtner und Brigitte Schäffer
Fotos: Brigitte Schäffer