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März 2020 Wende von der Kernenergie zur Windkraft

Um sich über die anstehenden Aufgaben beim Rückbau des Kernkraftwerks zu informieren, statteten die Schülerinnen und Schüler der Technikerschule Höchstädt dem Kernkraftwerk des RWE-Konzerns einen Besuch ab.

Das Atomkraftwerk Gundremmingen, Bauart Siedewasserreaktor, ist neben Isar II das derzeit einzige in Bayern betriebene Kernkraftwerk.

 

2026 wird, nachdem die Brennstoffe „stillgelegt“ sind, mit dem Rückbau auch des letztes Blocks begonnen. Am Ende der Nutzungsphase der Brennstäbe werden diese in einem Phosphorbad getaucht und schließlich das dabei entstehende Eisenoxid abgetragen. Zur gesetzlich geregelten Zwischenlagerung von ausgedienten Brennstäben befinden sich Castorbehälter auf dem Kraftwerksgelände. Um Strahlen hundertprozentig zurückzuhalten, sind diese mit Primär- und Sekundärdeckel versehen, die eine Luftschicht mit Unterdruck und eine Luftschicht mit Überdruck einschließen.

Der derzeit noch in Betrieb befindliche Block C liefert eine Leistung von 1.300 Megawatt. Um den Strombedarf nach Abschalten des Kraftwerks weiterhin nachkommen zu können, ist der Ausbau der Netze nötig, die den Strom aus anderen Landesgebieten nach Bayern transportierten. So kann ein räumlicher Ausgleich erfolgen und der Stromversorgung mit regenerativen Energien steht nichts im Wege.

Im Unterschied zu Fukushima, das direkt durch das Meerwasser gekühlt und deshalb unmittelbar am Meer gebaut wurde, verfügt das Kernkraftwerk Gundremmingen über mehrere Sicherheitsvorkehrungen: sechs Notaggregate (Schiffsdieselmotoren), vier davon in Reserve als redundante Sicherheitsmaßnahme, sind in wasserdichten Gebäuden untergebracht. Als weiteres Sicherheitsprinzip findet sich in deutschen Kernkraftwerken die Diversität, das heißt, dass sich die Notstromaggregate an räumlich getrennten Orten befinden, um bei einem örtlich begrenzten Unfall den ordnungsgemäßen Betrieb aufrechterhalten zu können. Dadurch zählen die deutschen Kernkraftwerke zu den sichersten der Welt.

Im Gegensatz zum Kernkraftwerk in Tschernobyl wird Wasser statt Graphit als Moderator eingesetzt. Zudem verfügte das Kraftwerk Tschernobyl nicht über die Menge an Abschirmwänden im Reaktorbehälter.

Durch mehrschichte Abschirmung des Reaktorgebäudes zuzüglich einer 15 Zentimeter dicken Pufferzone, um Erschütterungen durch äußere Einwirkungen nicht auf die Innenhülle des Gebäudes zu übertragen, ist die Strahlenbelastung in unmittelbarer Nähe nicht höher als beispielsweise in der Oberpfalz.

Zur Überwachung der Immissionen auf Gewässer, Pflanzen und Böden betreibt das Landesamt für Umwelt (LfU) im Umkreis von zehn Kilometer Messstationen.

Ein Übriges tun die personellen Sicherheitsvorkehrungen: Jeder Mitarbeiter trägt einen persönlichen Strahlenmesser, um permanent die Strahlenbelastung im Blick zu haben. Wie Piloten müssen auch die Mitarbeiter in der Leitzentrale vor Beginn ihrer Beschäftigung Trainings und Katastrophenfall-Übungen in einem Simulator an der „Kernkraftwerkschule“ absolvieren.

Für eine sichere Entsorgung der möglicherweise belasteten Betriebsmittel ist ebenfalls gesorgt: für jedes Bauteil ist gemäß Atomgesetz und Strahlenschutzverordnung ein Formular über den Zustand hinsichtlich Strahlenbelastung auszufüllen. Der bei der Kühlung im Kühlturm entstehende unbelastete und unbedenkliche Kalk wird als Dünger weiterverwendet.

Für unsere angehenden Staatlich geprüften Techniker für Umweltschutztechnik und regenerative Energien ergeben sich beim anstehenden Rückbau, der sich über zwei Jahrzehnte erstrecken wird, interessante Tätigkeitsbereiche im Bereich Strahlenmessung und Entsorgung.

Um weitere angehende Techniker für Umweltschutztechnik bzw. Informatiktechnik ausbilden zu können, veranstaltet die Technikerschule Höchstädt einen weiteren Informationsabend am Donnerstag, 19.03.2020 an der Berufsschule Lauingen. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.technikerschule-hoechstaedt.de.